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Geschichtliche und Baugeschichtliche Aspekte

Erste Resultate der bisherigen Betrachtungen präsentieren uns zwei Schlossbereiche, die in unterschiedlichen Etappen errichtet wurden. Zum einen handelt es sich um den Westflügel, dessen Formensprache an das Werk von Jonas Erikson Sundahl erinnert. Zum anderen handelt es sich um ein in sich abgeschlossenes, reich gegliedertes Gebäude, das dem Werk von Pierre Patte zugeordnet werden kann. Der Westflügel ist dabei identisch mit der baulichen Anlage, die 1810 von Förster Gachot veräußert wurde. Zur Erinnerung: es ging um „einen Teil der Schlossküche und den dazu gehörigen Platz und Garten“. Mit dem „Platz“ ist wohl der Vorhof gemeint, der sich nun in seiner Terminologie als „Küchenhof“ entpuppt. Der Westflügel enttarnt sich hier als „Küchenflügel“. Aufgrund des Versteigerungstextes von 1817 „be-
stand das zweistöckige Haus aus sieben Zimmern, einem Saal, zwei Speichern, einem Keller, einer großen Scheune, großen Stallungen, einem Hausplatz und Garten“.
Scheune und Stallungen finden sich in den einzelnen Trakten des Küchenhofes wieder und sind bis dato in mehr oder wenig starker Umformung des 19. Jahrhunderts erhalten.
Interessant sind die Hinweise auf die sieben Zimmer und dem Saal, die sich sicherlich im Hauptgeschoss des Küchenflügels befanden. Inwieweit der Saal, dessen Lage ohne nähere Bauforschungsmaßnahme nicht lokalisierbar ist, hierbei vielleicht (weil nahe liegend) als Speise- oder Tafelsaal diente, sei vorläufig dahingestellt. Das niedrige Erdgeschoss enthielt als Räume: die Küche, das Gard-à-manger, die Spickerei, das Office, die Silberkammer und die „Küchenschreiberei Stub“.

Für die baugeschichtliche Abfolge bedeutet dies, dass um 1723 der Neubau des Küchenflügels mit Wirtschaftshof durchgeführt wurde. Dieser Neubau war wohl als Ergänzung zum bestehenden Renaissanceschloss gedacht, dass an der Stelle des späteren Neubaus von 1759 standen musste. Der mehrfach bei Dahl-Lohmeyer und Weber geäußerte Abbruch des alten Schlosses ergäbe hierbei einen Sinn.

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