Die Lage und Dimensionierung des Schlosses
Die Klärung dieser Frage ist eine vordringliche Aufgabe. Die wenigen vorhandenen Abbildungen und Lagepläne ermöglichen klare, definitive Aussagen, auch wenn heute auf den ersten Blick eine Lagebestimmung kaum möglich erscheint. Wichtigster Anhaltspunkt ist der 1773 von Ingenieur Campenhausen angefertigte und 1944 verbrannte Plan der Gärten, der 1952 von Walter Kuhn nachgezeichnet wurde. Die Anlage befand sich demnach in einer Talsenke, die nach Westen von der heutigen örtlichen Hauptstraße, nach Osten von einem begradigten Bach flankiert wird. Die eigentliche Anbindung ans Fernstraßennetz erfolgte über die Herzogstraße, die in Höhe des Schlosses nach Westen führt. Die heutige Landstraße, die entlang des nach 1800 entstandenen Hauterhofes führt, ist eine Neuschöpfung des späten 18. Jahrhunderts (der Zeit „nach“ dem Schloss), und entstand aus der Zusammenlegung einer Straße, die vom Schloss ausgehend den Park erschloss und einem Teilstück der Hauptgartenallee.

Zur Straße hin bilden drei schmale Flügel mit Einfahrt eine Art Vorhof, der nach Osten durch einen großen und tiefen Flügel abgeschlossen wird. Diese insgesamt vier Flügel werden mit einer Dachaufsicht dargestellt, so dass zu vermuten ist, dass diese Bauteile zu jener Zeit noch existierten. Bestätigt wird die Vermutung im geometrischen Plan von 1805, in dem diese Bauteile aufgrund ihrer farbigen Fassung als Bestand dargestellt werden. Nach Osten folgt ein in sich abgeschlossener Baukomplex, der über einen Verbindungstrakt an den vorherigen Bauteil angefügt ist. Der Gebäudeteil ist aufgegliedert in zwei Seiten- und einen Mittelpavillon, die durch zwei Zwischentrakte in Verbindung gebracht werden. Dachaufsichten sind nicht dargestellt. Gleichzeitig ist das Gelände, auf dem sich dieser Bauteil befindet, stark parzelliert, so dass davon ausgegangen werden kann, dass der Trakt zu jener Zeit nur noch als Ruine überliefert war. Dies bestätigt sich durch den geometrischen Plan von 1805, wo an dieser Stelle ein ruinöses Gebäude dargestellt wird. Interessant ist der direkte Vergleich der Grundrissdarstellungen von Campenhausen/ Kuhn und im Plan von ca. 1810. Bei Campenhausen/ Kuhn bildet das östliche Bauensemble zwei regelrechte Binnenhöfe beiderseits des Mittelpavillons aus, die Verbindungstrakte sind wesentlich dünner und die hofseitige Fortsetzung der seitlichen Pavillons erinnert an separate Flügelbauten. Dem Schloss war nach Norden ein Kanal vorgelagert. Der direkte Vergleich des Verlaufes bei Campenhausen/Kuhn und 1810 verdeutlicht ebenfalls eine Differenz. Während der Kanal bei Campenhausen/Kuhn exakt parallel zur Schlossfront verläuft, ist der in der Bestandsaufnahme von ca. 1810 eben nicht parallel, sondern leicht schräg abgewinkelt. Diese Situation erkennt man auch im bayerischen Urkataster von 1831. Daraus lässt sich entnehmen, dass es Campenhausen/Kuhn primär um eine repräsentative Zeichnung ging und nicht um eine maßgenaue Darstellung. Demzufolge sollen diese Lagepläne auch entsprechend gewichtet werden.
Das Bayerische Urkataster von 1831 hilft hier insgesamt sehr viel weiter. Es präsentiert den Zustand des ehemaligen Schlosses in seiner neuen landwirtschaftlichen Nutzung. Der um 1810 ersichtliche Vorhof zur Straße ist erkennbar, wobei allerdings die Gebäude z.T. erheblich verändert scheinen. Vor allem der große Flügelbau wäre zur Hofseite massiv umgebaut worden. Der geometrische Plan von 1805 dokumentiert allerdings exakt diesen Trakt in der vorliegenden Dimension, die bis heute überliefert ist. Folglich hat sich im Plan von 1810 ein Fehler eingeschlichen.
Zur Ostseite schließt sich ihm nun ein Garten schraffiertes Gelände an. Der Verbindungstrakt zum östlichen Baukomplex ist teilweise abgerissen und zu Gartenland umfunktioniert, teilweise als Stallgebäude umgenutzt bzw. umgebaut. Lediglich der westliche Pavillon des Baukomplexes blieb erhalten, der Rest – wie bereits aufgrund der Darstellung um 1810 zu vermuten – war verschwunden.
Interessanter Weise hat sich dieser bauliche Zustand bis dato kaum verändert. Lediglich Teile des als Stall genutzten ehemaligen Verbindungsbaus sind verschwunden. Ergo haben sich von Schloss Pettersheim – zumindest vorab im Lageplan – zwei Gebäudeteile erhalten: der westliche Flügelbau des Vorhofes und der östliche Pavillon des nach Westen anschließenden Baukomplexes.
Aufgrund der vorliegenden Pläne kann man die Dimensionen des Gesamtkomplexes ermitteln. Zur Vereinfachung der Sprachregelung sollen die einzelnen Bauteile auch Namen erhalten. Der große Flügel im Bereich des Vorhofes, der nun einfacher halber so genannte Westflügel besaß bzw. besitzt eine Breite von 14,50 m bei einer Länge von 25,00 m. Die zum Vorhof ausgerichtete Wand wurde zwischen 1810 und 1831 massiv umgebaut. Die Südseite des Vorhofes bestand ein Trakt von 18,00 m Länge, der ursprünglich wohl nur 5,00 m Breit war und bis 1831 auf doppelte Breite vergrößert wurde. Seine zumindest neue Funktion lässt sich noch heute als Stallgebäude ablesen. Der Trakt, der den Vorhof zur Straße abschließt, besaß vor 1831 eine Länge von 15,00 m bei einer Breite von 5,00 m, danach eine Länge von 10,00 m. Dieses Bauteil ist bis dato allerdings in völliger „Modernisierung“ erhalten. Den Abschluss zur Nordseite bildete ein Trakt von 11,00 m Länge und 5,00 m Breite, der allerdings vor 1831 beseitigt und wohl zu Beginn des 20. Jahrhunderts neu errichtet wurde.
Der östliche Gebäudekomplex ist noch im westlichen Seitenpavillon erhalten, nunmehr benannt als Westpavillon. Das Kataster stellt den Westpavillon als quadratisches Gebäude dar mit einer Seitenlänge von 8,50 m. Ihm folgt nach Norden ein Wirtschaftstrakt von 8.50 m Breite und 10,00 m Länge. Der Verbindungstrakt zum Westflügel hatte ursprünglich eine Länge von 16,50 m (vor 1831 reduziert auf 11,00 m) bei einer Tiefe von 7,50 m. Die Konzeption des nicht mehr vorhandenen Ostpavillons basierte entsprechend der des Westpavillons. Der exakt axial sitzende Mittelpavillon verfügte in der Draufsicht über die doppelten Maße: 17,00 m Länge zu Breite. Die Verbindungstrakte besaßen 8,50 m Tiefe bei 13,50 m Länge. Folglich besaß der östliche Baukomplex eine Gesamtlänge von 61,00 m.