Der Carlsberger Mühlenweiher
Bislang völlig unbekannt ist eine Gartenszenerie vom östlichen Rand der Carlsberger Anlagen. Bereits in der „Carte über den ….. Louisenhof“ von 1768 ist der Weiher verzeichnet, der im Zusammenhang mit der damaligen „Krum-Mühle“ zu sehen ist. Der im Plan befindlichen Bezeichnung „Weyer Damm“ ist zu folgern, dass es sich um einen aufgestauten Weiher handelte, dessen Wasser die Räder einer Wassermühle antrieb. Weiher und Gebäude existieren heute nicht mehr, die Fläche ist aber vollständig und unbebaut erhalten.
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1768 ist lediglich ein Gebäude verzeichnet, dass sich unterhalb des Weiherdamms befand und die eigentliche Mühle aufgenommen hatte. Der hier vorliegende Plan verzeichnet den Weiher als „Carlsberger Mühlen Weyer“und zeigt neben dem bereits bekannten Gebäude einen weiteren rechtwinklig hierzu platzierten Baukörper. Der Standort dieses Gebäudes ist vor Ort noch gut ablesbar. Es war an den hier senkrecht aufgehenden Felsen angelehnt, in dem sich Felsenkeller befanden, die noch zum Teil gut sichtbar vorhanden sind.
In der „General-Carte über das Oberamt Homburg“ aus dem Jahre 1782 wird die Anlage noch als „Krum Mühle“, bei Herdegen 1791 als „Carlsmühle“ bezeichnet, so dass also eine namentliche „Vereinnahmung“ durch Herzog Carl II. August nach 1782 nahe liegt. Entsprechend ist der vorliegende Plan auch erst für die Zeit ungefähr Mitte der 80er Jahre des 18. Jahrhunderts zu datieren. Der Urheber ist nicht bekannt.
Der Mühlenweiher nahm einen sehr großen Talabschnitt ein. Seine Längsausdehnung betrug ca. 600 m bei einer durchschnittlichen Breite von ca. 50 m und umfasste somit annähernd 3 ha. Wasserfläche. Aber nicht nur die Größe des Weihers ist von Interesse, sondern vor allem diverse Details, die eine gartenkünstlerische Gestaltung belegen.
Auffallend ist eine im unteren Abschnitt des Weihers befindliche Insel, die lediglich über eine Brücke erreichbar war und in deren Zentrum sich eine rundebauliche Anlage
befand. Ebenfalls auffallend sind die Baumformen, die den Saum der Insel einfassen und in dieser Darstellungsart auf dieser Zeichnung nur hier vorkommen. Die Form erinnert an Pappeln. Unwillkürlich ist daher an eine „Rousseau-Insel“ zu denken, die beliebtes Gestaltungelement englischer Landschaftsgärten jener Zeit war. Das Vorbild entstand 1778 in Ermonville und nahm das Grab des Philosophen Jean-Jacques Rousseau auf. Weitere Anlagen auf Grundlage dieses Vorbildes entstanden im Saarbrücker Ludwigspark, in Wörlitz oder auch in Berlin. Die originale Rousseau-Insel beinhaltete den Sarkophag des Philosophen, die nachmalig entstandenen Inseln erhielten hier andere Solitäre, ob jetzt in Form von Urnen (wie in Wörlitz) oder einer Gedenksäule (wie im Berliner Tiergarten).
Was diese runde Fläche darstellt, ist nicht zu sagen. Tempel? Standort eines virtuellen Grabmales? Alleine schon die völlig abgeschiedene Lage der Szenerie fernab von aufwändig gestalteten Gartenbereichen, sowie die Vergleichbarkeit mit ähnlichen Anlagen sprechen für ein Denkmal für den großen Philosophen.
Der Insel unmittelbar gegenüber ist das Gelände ebenfalls überarbeitet und der Hang, der in seiner gesamten Längsseite des Weihers relativ steil abfällt, eingebuchtet. Dadurch ist der Zugang zur Insel optisch aufgeweitet. Die Zeichnung erweckt den Anschein, dass hier eine Felsenlandschaft sichtbar ist, die den melancholischen Charakter dieser Szenerie verstärkt.
Damm an einem Weiher mit Flutbeet
Ein weiteres Detail des Mühlenweihers findet sich auf einer separaten Zeichnung. Sie hilft, die Situation vor Ort besser zu verstehen. Am östlichen Ende des Weiherdamms erscheint auf dem Hauptplan am Ende einer Landzunge die Bezeichnung „Fluht Botte“, die sich im Detailplan als „Fluht beet“ entschlüsseln lässt. Das Flutbeet präsentiert sich als aufwändig gestaltete Anlage im „natürlichen Stil“, obwohl die Struktur des Grundrisses ausgesprochen symmetrisch ist. Die Nordwand ist eine Kasakade, deren Wasser sich über eine Felsenstruktur ins Flutbeet ergießt. Die Einfassung des Flutbeetes erfolgt durch große Findlinge, wobei sich gegenüber der Kaskade eine Aufweitung des Beetes befindet. Beiderseits tangieren Wege die Kaskade, der linke Weg, der nach Bechhofen führt, überquert mittels einer Brücke das Flutbeet, während der rechte Weg ins Schwobachtal führt. Der Detailplan bezeichnet den großen „Weyer Damm“ und stellt den Schwobach (allerdings ohne Benennung) dar.
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Wie bereits erwähnt, ist die Kaskade das Ende einer Landzunge, auf der sich keinerlei natürliche Wasserläufe befinden. Die Versorgung der Kaskade erfolgte über einen ca. 500 m nordöstlich begonnen Kanal, der völlig unabhängig von der zum Teil recht hanglastigen Örtlichkeit der Topographie abgerungen wurde. Der Verlauf des Kanals findet sich im Hauptplan, aber auch noch in verlandeten Spuren im Gelände. Die Kaskade selbst ist leider nur noch in wenigen Fragmenten erahnbar, da wohl im 19. oder 20. Jhd. ein Durchstich geschaffen wurde, der den Weg aus dem Schwobachtal mit dem Weg nach Bechhofen verbindet.
Die Gesamtanlage wurde nicht nur entworfen, sondern – wie die Spuren vor Ort belegen – auch realisiert. Der Standort der Insel zeigt sich noch heute anhand der Vegetation, die hier völlig anders ist als im Bereich des ehemaligen Weihers. Nicht zu klären ist, ob der Kanal des Schwobachs deswegen angelegt wurde, um den Wasserstand des Mühlenweihers zu ergänzen, was zu einer gartenkünstlerischen Gestaltung genutzt wurde. Aber vielleicht finden sich eines Tages auch hierüber Baurechnungen….
Weitere Teile
- Teil 0: Einleitung
- Teil 1: „Karte über das Lust Schlosz Petersheim“
- Teil 2: Die Anlagen von Jägersburg
- Teil 3: Luisenhof
- Teil 4: St. Baerenfaenger
- Teil 5: Fasanerie
- Teil 6: Carlsberg
- Teil 7: Carlslust
- Teil 8: Merburg